„Ich mag subtilen, doppelbödigen Humor“

Eva Jandl hat al 1. Februar 2023 die Leitung des Museums für Karikatur und Zeichenkunst, besser bekannt als Wilhelm-Busch-Museum, in Hannover übernommen. Die gebürtige Österreicherin zeigt sich begeistert von Hannover – und den Schätzen des Museums.

Frau Jandl-Jörg, warum hat es Sie gereizt, die Leitung eines Museums für Karikatur undnkritische Grafik zu übernehmen – und dafür sogar aus Österreich nach Hannover zu ziehen?


Die Karikatur bietet wie kaum eine andere Kunstform die Möglichkeit, viele gesellschaftsrelevante Themen anzusprechen – und dennoch lassen sie sich dieser Themen sehr niedrigschwellig mit einem breiten Publikum diskutieren. Das betrifft dann auch heikle und ernste Inhalte, die mit Humor und Witz einfach gut vermittelt werden können.

Das Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch

Sie hatten nun bereits einige Wochen Zeit, sich einzuleben. Was hat Sie besonders
beeindruckt, gab es Überraschungen?

Ich mochte die Art der Norddeutschen schon immer gerne, aber mich beeindruckt, wie offen und freundlich die Menschen mir begegnen. Zudem war mir nicht klar, wie viel Grün und wie viel Wasser es in und um Hannover gibt, was mir als Radfahrerin sehr gut gefällt. Im Museum wurde ich überrascht durch eine unglaubliche Vielfältigkeit in der Sammlung und eine sehr umfassende Fachbibliothek. Besonders begeistern mich die umfangreichen Wilhelm-Busch-Archivalien, die Arbeiten der Simplicissimus-Zeichner, aber auch die historischen Karikaturen aus England, Deutschland, Frankreich, und Blätter von Zeichnerinnen wie Marie Marcks, F.K. Waechter, Ronald Searle, Volker Kriegel und viele mehr.

Was ist Ihnen wichtig bei guter Satire, guter Karikatur?

Ich mag gerne einen subtilen, doppelbödigen Humor, zum Beispiel im Stil von Loriot oder Waechter. Bei Satire ist mir wichtig, dass sie nicht nach unten tritt, sondern diejenigen ins Visier nimmt, die etwas zu sagen haben und Entscheidungen für andere treffen.

Welche Seite von Wilhelm Buschs Werk oder Persönlichkeit ist für Sie am prägendsten für die Arbeit des Museums?

Wilhelm Busch ist als Figur sehr interessant und in der Öffentlichkeit immer noch unterschätzt. Sein Humor ist besonders, und er hatte ein großes Interesse an den Menschen und einen Blick für die Eigenheiten. Ich möchte das Potential weiter ausspielen, das sein Werk und seine Persönlichkeit bieten, um die Menschen zur kritischen Auseinandersetzung, zu offenen Diskussionen und auch zum Widerstand anzuregen. Dabei habe ich Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Blick.

Die aktuelle Ausstellung wurde noch von Ihrer Vorgängerin konzipiert. Konnten Sie dennoch bereits eigene Ideen verwirklichen, und welche Schwerpunkte werden Sie zukünftig legen?

Ja, denn ein Museum beinhaltet natürlich viel mehr als „nur“ Ausstellungen. Mein Ziel ist, Menschen bei uns im Museum eine Plattform zu bieten, wo man sich trifft, diskutiert, an Workshops und Kursen teilnimmt und sich anregen lässt. Daher liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung. Wir bieten inzwischen neben Workshops für Kinder u.a. auch Zeichenkurse für Erwachsene an, öffnen unsere Sammlung für Studierende und Forscherinnen, stellen gerade einen Debattierclub auf die Beine, gestalten das Angebot im Café neu und einiges mehr. Zudem wird es bald mehr Platz für Kinder und Familien in unserem Museum geben. Es lohnt sich, in der nächsten Zeit immer mal wieder bei uns vorbeizuschauen, was es Neues gibt!

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