Ausstellung Gustav Hagemann

Gustav Hagemann: ein Feldforscher entdeckt die Samen

Echte Künstler malen Kunst für Museen und sind meistens schon tot und weit weg – so ungefähr dachte ich als Kind. Dass das auch anders sein kann, erfuhr ich im Haus einer Freundin, deren Vater Vorsitzender des Kunstvereins war: Das ganze Haus war förmlich zugepflastert mit Bildern von überwiegend noch lebenden Künstlern. Darunter waren – wenn ich mich recht erinnere – auch solche von Gustav Hagemann, der damals in Salzgitter-Engelnstedt lebte.

Krakelige Strichzeichnungen

Und ich erinnere mich schwach an diese krakeligen Strichzeichnungen und diesen Geist der Begeisterung für die Lappen, wie die Samen damals noch hießen. Denn Hagemann hat einen großen Teil seiner Arbeit darauf verwandt, die Kunst dieses indigenen – damals nannte man das primitiven – Volks zu bewahren: Er ließ die örtlichen Künstler ihre Rentiere, Menschen und Landschaften auf Kupferplatten einritzen und schloss mit einigen auch Freundschaften. Im Museum im Schloss Salder lassen sich diese Bilder, die er der Stadt schenkte, nun erstmals in ausführlicher Form bewundern – der „Maler als Feldforscher“, wie die Ausstellung heißt. Ali Mitgutschs Wimmelbilder lassen grüßen – ob der die Samen-Kunst wohl gekannt hat?

Die Kunst der Samen hoch oben in Lappland zu bewahren, war gar nicht so einfach: Daher entwickelte Hagemann eigens eine grafische Technik, bei der die samischen Künstler ihre Bilder auf Platten einritzten, die er dann mit nach Deutschland zurücknahm und davon Bilder druckte. Er hatte herausgefunden, dass diese Ritztechnik, in der sich die Künstler als äußerst geschickt erwiesen, ihrer Art zu zeichnen am nächsten kam und das Typische ihres Stils nahezu perfekt wiedergab.

Der Teufel Stallo fährt durch den Schornstein

Dieses Foto zeigt übrigens den bösen Teufel „Stallo“, der angeblich um Mitternacht durch den Schornstein in die Hütte fährt – so wie ihn Hagemanns Gastgeber sich vorstellte. Hagemann hat übrigens um Mitternacht vergeblich auf ihn gewartet …

Hagemann hat aber auch eigene Bilder gemalt (siehe das Titelbild), in denen er die Bewohner des Landes und ihre Landschaft in seinem expressionistischen Stil porträtierte, in dem schwarze Konturen oft eine wichtige Rolle spielen – wie in den Zeichnungen. Er hat auch unzählige Objekte – vom Schlitten bis hin zu Werkzeug und Kleidung – von dort importiert, sodass im Museum im oberen Teil unter dem Dach sogar kleine Inszenierungen des Samen-Alltags besichtigt werden konnten. Genug Platz dafür bot der weiträumige Dachboden, der mit Vitrinen bestückt worden war.

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